Christina ist Mezzosopranistin, die sich mit ihren über 3 Oktaven Stimmumfang besonders für Werke des 20. Und 21. Jahrhunderts interessiert und sich unfassbar schnell für sie Neues und Herausforderndes annimmt und erarbeitet. Außerdem ist sie Menschenrechtsaktivistin und offizielle Botschafterin für Amnesty International und arbeitet seit dem Beginn des Krieges gegen die Ukraine als freiwillige Helfende.
Wir freuen uns sehr auf die Zusammenarbeit bei unserem 1. Abokonzert «Die und Wir?» – mit neuen Werken von Yurii Pikush, Sergej Newski, Aleksandra Słyż und Stefan Keller.
1. Wie bist du zum ersten Mal mit «Klassischer Musik» in Kontakt gekommen und warum bist du nicht mehr von ihr losgekommen?
Dass ich Musikerin werde sollte, war vor meiner Geburt entschieden. ich habe Bachs Chaconne im Bauch von meiner Mutter gehört – und erkannte später als Kind eine Passage daraus.
Bei der zeitgenössischen Musik bin ich unter Anderem gelandet, weil ich mir nicht vorstellen könnte, z.B. eine Mozart-Oper – bei allem Respekt ihm gegenüber – zum zigsten Mal wieder und wieder aufzuführen. Kunst bedeutet für mich auch immer neue geistige Herausforderungen.
2. Du bist nicht nur Sängerin, sondern auch Menschenrechtsaktivistin. Was treibt dich bei deinem Engagement für andere an? Und wie bist du dazu gekommen?
Für andere da zu sein war für mich bereits seit meiner Kindheit selbstverständlich – wie die Luft zu atmen. Ich versuchte insbesondere, diejenige, die ungerecht behandelt oder angegriffen wurden, zu verteidigen.
3. Bei unserem gemeinsamen Konzert im September unter dem Titel «Die und wir?» wollen wir einen offenen Raum bieten für unterschiedliche Perspektiven auf die Diskurse, die zurzeit zum und durch den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine geführt werden. Wie wichtig ist es für dich, Meinungen anderer zu hören, auch wenn sie unbequem, provozierend sind?
Ich bin absolut offen für andere Meinungen und Perspektiven – solange sie auf Fakten basieren – und stehe für ein konstruktives Gespräch jederzeit zur Verfügung.
4. Kunst wird oft politisch instrumentalisiert. Wie kann zeitgenössische Musik Stellung beziehen, ohne Gefahr zu laufen, missbraucht zu werden? Gibt es für dich eine «rote Linie»?
«Rote Linie» ist für mich, wenn sich Menschen hinter einer «Kunstfassade» verstecken, nur weil es ihnen und ihrem Umfeld gut geht. Wenn eine Rakete hingegen auf ein Konzertsaal fiele, in dem sich Verwandte befänden – dann würden sich die Einstellungen rasch ändern.
Und ein Missbrauch liegt oft darin, dass man Menschenrechte als Politik bezeichnet – dabei ist es keineswegs dasselbe. «Jeder Mensch hat das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person.» – steht in der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Wenn dieses Recht vor unseren Augen brutal zerstört wird, darf die Kunst nicht wegschauen.
5. Die Basel Sinfonietta hat es sich auf die Fahne geschrieben, «Musik am Puls der Zeit» zur Aufführung zubringen und mit ihren Programmen am gesellschaftlichen Diskurs teilzunehmen. Wie kann das aus deiner Sicht gelingen?
Dieser Fragebogen ist ein guter Schritt –